Inhalt – Slowenisches Craft Beer
1. Schoko mit Bier – das rat ich Dir!
Schon mal Schokoladentorte und Bier probiert? Für alle Skeptiker unter euch: Das passt hervorragend zusammen! Vorausgesetzt natürlich, ihr habt das richtige Bier erwischt. So ging es mir vor einigen Jahren in der Altstadt von Ljubljana. Dort hatte ich meinen ersten Kontakt mit slowenischem Craft Beer. Was für eine Offenbarung! Mein Bier harmonierte ganz wunderbar mit der dunklen Kuchenschokolade.
Als ich verwundert auf das Etikett blickte, stand da: „Out of China“. Was soll das sein? Iva, meine Stadtführerin, klärt gleich auf: „Die Brauerei liegt in dem kleinen Ort Ajdovščina. Touristen können das nicht aussprechen. Es klingt dann eher wie „Out of China“. Da haben die Brauer gleich ihr Bier so genannt.“
Am gleichen Nachmittag stolperte ich in einen Biershop, der Craftbeer aus diversen Ecken Sloweniens verkauft. Huch, es gibt gleich so viele verschiedene? Darauf gleich noch einen Schluck, und mein Entschluss war gefasst: Es braucht einen Craft Beer Guide durch Slowenien.

2. BRAUKULTUR SEIT DEM 13. JAHRHUNDERT
Slowenien hat eine lange Biertradition. Die ersten schriftlichen Quellen, die die Herstellung von Bier in Slowenien belegen, reichen bis in das 13. Jahrhundert zurück. Laut dem Grundbuch der Gutsherren von Škofja Loka baute man Hopfen zum Bierbrauen hier sogar schon um das Jahr 1160 an.
Zwar klammern sich die Brauereien nicht an ein Reinheitsgebot, doch bis heute wird im Land erfolgreich einheimisches Bier vermarktet und getrunken. Die beiden „Flagschiffe“ sind Union und Laško. Unter Slowenen gibt es nie enden wollende Diskussionen, welche der beiden nun das bessere Bier einschenkt. Dem Markt ist das ohnehin egal. 2015 und 2016 kaufte der Brauereinkonzern Heineken beide Unternehmen. Niederländer geben nun den Ton an. – Wie gut, dass immer mehr kleine Craft Beer Produzenten den Markt erobern.

3. BIERBRUNNEN IN ŽALEC
Wie Bier-vernarrt die Slowenen sind, zeigt sich auch daran, dass hier der europaweit erste Bierbrunnen entstand. In der kleinen Stadt Žalec, wo man schon seit der Zeit Maria Theresias Hopfen anbaut, steht seit 2016 Zeleno zlato – das „Grüne Gold“, wie der Bierbrunnen heißt. Durstige können mit einem speziellen Glas aus 6 verschiedenen Biersorten wählen. Die Zapfhähne reagieren auf einen Mikrochip, der am Glas verbaut ist.
Für die nötige Hygiene ist gesorgt: Abends werden die Zapfhähne versenkt, die Bierfässer lagern gekühlt im Untergrund. Und jeden Tag wird das gesamte System gereinigt. Wenn ihr in der Nähe seid: Ein Abstecher in diese ungewöhnliche Freiluft Bar lohnt sich!
Adresse
Savinjska cesta 14
3310 Žalec, Slowenien
Öffnungszeiten
April bis Oktober
täglich ab 10.00 Uhr bis 19.00 Uhr
im Sommer sogar 10.00 bis 21.00 Uhr, bzw. an den Wochenenden bis 22.00 Uhr

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4. Die 5 Top Craft-beer-Brauereien Sloweniens
Gleich vorweg eine Kapitulation: Der Versuch jede einzelne Brauerei Sloweniens zu erfassen, ist zum Scheitern verurteilt. Nicht einmal die heimische Bierindustrie hat noch einen Überblick, wie viele Brauereien es in Slowenien gibt. Das Land liegt seit über zehn Jahren schwer im Craft-Beer-Fieber. Craft-Beer- und Lohnbrauereien, Bierfestivals und Bierbars schießen wie Pilze aus dem Boden. Allen gemeinsam ist eine tiefe Leidenschaft für den Hopfensaft, natürliche Zutaten und viel Spaß am Experimentieren. Fünf Brauereien stechen aus dieser Menge besonders prominent hervor: Bevog, Reservoir Dogs, Pelicon, Tektonik und HumanFish.
4.1 Bevog: Erfolg vom anderen Ufer
Strenge Auflagen nennen es die einen, Behördenwillkür die anderen – am Ende steht ein Neuanfang in Österreich. Monatelang kämpfte Vasja Golar mit slowenischen Ämtern um die Erlaubnis, eine Craft-Beer-Brauerei in der kleinen Grenzstadt Gornja Radgona in Slowenien zu eröffnen. Doch die Beamten stellten sich quer und verweigerten die Baugenehmigung.
Da packte er seine Sachen und wechselte auf die österreichische Seite der Stadt: nach Bad Radkersburg. Wenige Wochen später gaben dortige Behörden grünes Licht und eine der erfolgreichsten Craft-Beer-Brauereien Sloweniens, nein, Österreichs entstand.
Aufgerüstet mit modernster Technik und ganz viel Liebe zum Detail gären hier kreative, erfrischende Biere. Kreativität zeigt sich auch an den Namen: Bevog ist ebenso ein Phantasiebegriff, wie die Biersorten selbst. Ond heißt sein Smoked Porter, Baja sein Oatmeal Stout – hingewürfelte Begriffe, die von einem kroatischen Künstler ihr Gesicht bekommen, dem Bier-Phantasia-Land entsprungen.
Zwar ist das kleine Slowenien bis dato der wichtigste Absatzmarkt. Doch die Bewertung der Biere von Kennern und die Kapazität der Brauerei (bis zu 7.000 Hektoliter) lassen Großes hoffen.
4.2 Reservoir Dogs: Die wilden Hunde aus dem Westen
Wild, rau, unabhängig – diese Aura umgibt eine der ältesten und größten Craft-Brauereien Sloweniens. Nicht umsonst steht Quentin Tarantinos erster Kinofilm Pate für den Namen. Die fünf Bierbrauer aus der Stadt Nova Gorica wurden schon mit zahlreichen Preisen dekoriert. Aber alles fing klein an: Auf die ersten Brauversuche im heimischen Keller folgte die Produktion größerer Biermengen über eine Lohnbrauerei. Seit 2017 rühren sie in ihren eigenen Sudkesseln.
Bier zu brauen ist für sie Leidenschaft pur. Keiner der fünf Freunde ist wirtschaftlich von dieser Tätigkeit abhängig. Jeder hat seinen Brot-und-Butter-Job behalten. – Eine Grundvoraussetzung für das Team, um unabhängig, kreativ und frei neue Biersorten zu entwickeln. Der Erfolg gibt ihnen Recht: Ihre vier bekanntesten Biersorten, benannt nach den Apokalyptischen Reitern, Grim Reaper (IPA), Starvation (Black IPA), Warrior (Pale Ale) und Conqueror (Session IPA) wurden mehrfach prämiert. Mehrere Jahre in Folge erhielten sie sogar die Auszeichnung „Beste Brauerei Sloweniens“.
Fazit: Wenn die Apokalyptischen Reiter derart gutes Bier im Gepäck haben, können sie kommen.

4.3 Pelicon: Nicht aus China, aber Ajdovščina
Benannt nach dem Inhaber Matej Pelicon mauserte sich die kleine Brauerei seit ihrer Gründung 2013 zu einer festen Größe in der Craft-Beer-Szene. Sechs feste Mitarbeiter, neun verschiedene Biersorten und jährlich fast eine Million Euro Umsatz zeigen: Pelicon macht vieles richtig. 250.000 Liter Bier verlassen jährlich die Brauerei – zur Hälfte in Fässern, zur Hälfte in Flaschen. Tendenz steigend. Der Hopfensaft landet derzeit größtenteils in italienischen und slowenischen Kehlen. Doch die Brauereibesitzer Anita und Matej sind schon dabei, neue Märkte zu erschließen, wie etwa Dänemark.
Das Pale Ale „Pally“ verließ 2013 als erstes Bier die Sudkessel der Brauerei in Ajdovščina. Auch das eingangs erwähnte „Out of China“, ein Hoppy Red Ale, hat hier sein Zuhause. Besonders bekannt ist Pelicon für sein Pale Ale „Yes Boss!“ und das IPA „The 3rd Pill“. Auch ein anderes Trend-Getränk zählt zum Standard Repertoire: Gemeinsam mit dem Partnerunternehmen Bratinov Gin produziert Pelicon seit kurzem einen Craft Gin.
Noch ein Tipp für alle Durstigen: Bestellt an der Bar kein „Peli-k-on“. Das „c“ im Namen wird wie ein weiches „z“ gesprochen – eben typisch slowenisch.
4.4 Tektonik: Stammgast im Bierregal
Ein Robotergesicht mit Reißzähnen als Logo, futuristische Bieretiketten und eine ehemalige Druckerei als Produktionsbasis: Die Brauerei Tektonik umgibt ein verspieltes Technikflair. Wer jedoch direkt bei den Machern ein Bier trinken will, wird enttäuscht: Tektonik gönnt sich bislang nicht den Luxus einer eigenen Bierbar, wie es andere Brauereien bereits tun. Das mag auch an der schmucklosen Nachbarschaft liegen. Die Brauerei findet sich nicht in der hübschen Altstadt von Ljubljana, sondern in einer Ecke hinter dem Hauptbahnhof.
Doch keine Sorge: Bier von Tektonik gehört zum Standartrepertoire slowenischer Bars und Pubs. Zudem haben die Flaschen einen Stammplatz in den meisten Supermarktregalen. Kein Wunder – denn die Brauer arbeiten mit Herz und Hirn: Weltweit werden beste Grundzutaten eingesammelt. Ihre Anlage ist hochgerüstet mit modernster Technik. Das garantiert Abnehmern gleichbleibend hohe Qualität – ein Umstand, an dem andere ambitionierte Craft-Brauereien scheitern.
Die Machart der Biere orientiert sich an englischen, belgischen und deutschen Rezepturen. Bekannt wurde Tektonik besonders mit seinem IPA Iggy. Geschmackliche Höhenflüge bieten aber auch Dizzy (IPA Amerikana), Hercule (Witbier) und Normal (ein Pale Ale und ihre einzige Flasche in 0,5 Liter Größe).

Foto: Tjasa Janovljak, sloveniaincolours.com
4.5 Human Fish: Australisches Know-how + slowenisches Bier
Kommt ein Australier nach Slowenien… Nein, so fängt kein dröger Witz an, sondern die Geschichte von Human Fish, eine der ersten Brauereien Sloweniens. Matthew Charlesworth verliebte sich in das Land und hob 2008 die Brauerei aus der Taufe. Benannt ist sie nach dem Grottenolm, ein in den wasserdurchtränkten Höhlen des Landes lebender Lurch. Slowenen nennen ihn človeška ribica, Menschenfischlein, oder eben HumanFish.
Die ersten Biere entstanden noch in der Kleinstadt Slovenj Gradec. Für Sudkessel und Hefesäcke war dort bald kein Platz mehr. Den fand man schließlich in einer ehemaligen Molkerei in Vrhnika südwestlich von Ljubljana. Die Fläche reicht sogar für eine kleine Bierbar, in der sich jeder durch das Sortiment probieren kann.
Englisches, deutsches und belgisches Malz wird mit slowenischem Hopfen kombiniert. Session Biere, die einen geringeren Alkoholgehalt aufweisen, sind die Stärke der Brauerei. Bedient wird besonders der slowenische Markt. Auf der Craft-Beer-Welle schwimmt Human Fish mittlerweile auch in andere Länder der Welt.

5. Bierbars – Die Hot Spots in Ljubljana
Soweit die Theorie. Doch Probieren geht noch immer über Studieren. Allen Durstigen empfiehlt sich ein Besuch der zahlreichen Bierbars, die sich hauptsächlich in Ljubljana, der Hauptstadt Sloweniens, finden. Hier ein paar besonders charmante Ecken zum gepflegten Sitzen und Schlürfen:
Lajbah – Treffpunkt für Bierliebhaber, wo sich jeder sein eigenes Bier-Tasting zusammenstellen kann: kleine Kostproben von vier verschiedenen Sorten.
Sir William’s Pub – Hier wollen die Craftbeer-Brauer Sloweniens vertreten sein: Aus den Zapfhähnen fließt ein ständig wechselndes Angebot hervorragender Sorten.
Daktari – Die Bar liegt gleich neben der Standseilbahn, die zum Burgberg führt. Trotz der prominenten Lage verirrt sich kaum ein Tourist hierher. Stattdessen entspannen Einheimische auf Sofas zwischen Bücherregalen. Man legt großen Wert auf regionale Produkte. Das zeigt sich auch im Bierangebot.
Wer in der bierbegeisterten Menge baden will, dem sei das „Bier und Burger“ Festival ans Herz gelegt, das in September in der Altstadt von Ljubljana stattfindet: http://www.pivoinburgerfest.si/

6. Craft beer Shops in Slowenien
Ihr wollt euch mit Craft-Beer-Perlen eindecken oder ein cooles Mitbringsel nach Hause nehmen? In slowenischen Supermärkten (Mercator &. Co.) findet ihr bereits eine gute Auswahl slowenischer Craft-Beer-Sorten. Aus dem Vollen schöpfen könnt ihr aber in speziellen Shops. Die Beratung ist top und das Ambiente bringt noch mehr Einkaufsspaß. Hier eine Auswahl gut sortierter Läden in Ljubljana:
Craft Room
https://craftroom.si/en/
Adresse: Krakovski nasip 16, Ljubljana, Slowenien
Pr Primožu
http://pr-primozu.si/
Adresse: Trubarjeva cesta 44, 1000 Ljubljana, Slowenien
Pivoljub
https://www.pivoljub.si/
Adresse: Dunajska cesta 115, 1000 Ljubljana, Slowenien

Fazit: Slowenien ist ein Eldorado für Bierliebhaber. Egal ob IPA, Stout oder Witbier – bei dieser Fülle an charakterstarken Aromen ist für jeden etwas dabei. Mittlerweile weiß auch ich, dass einige dieser hippen Hopfensäfte hervorragend zu Schokoladenkuchen passen. Ein Prost auf den feinen Unterschied!