Schräges Essen aus Slowenien

Von Nagetier-Eintopf bis Pferdesteak

In Slowenien brodelt die Tex-Mex-Küche der Alpen: Unter dem Einfluss Ungarns, Italiens und des österreichischen Kaiserreiches entstand hier eine bunte gastronomische Vielfalt. Welche schrägen Gerichte es auf die Teller geschafft haben, erzählen wir hier!

Kulinarische Stadtführung Ljubljana

Foto: Mankica Kranjec

Frische Zutaten gibt es in Slowenien in Hülle und Fülle: Dafür sorgen etwa der Zugang zum Mittelmeer und eine facettenreiche Landschaft mit Weinbergen, Almwiesen und weiten, fruchtbaren Feldern.

Der Slowene liebt besonders die klassische Hausmannskost. Deftige Eintöpfe und Speisen aus Strudelteig oder Buchweizen gehören zum Standartrepertoire auf dem Esstisch. Einige Gerichte wirken für Außenstehende auf den ersten Blick befremdlich. Hier ein paar Beispiele, was euch zwischen Messer und Gabel begegnen kann.

Siebenschläfer Eintopf: Nager in der Suppe

Ein knuffiges Tierchen für die einen, ein schmackhafter Leckerbissen für die anderen: Seit dem 13. Jahrhundert hat die Jagd auf Siebenschläfer in Slowenien Tradition. Für arme Bauern war es einst eine Möglichkeit, billig an Fleisch zu kommen. Bis heute schätzen Slowenen das nussig-süße Aroma der kleinen Tiere.

Gejagt wird mit Fallen aus Holz und Draht ab Anfang Oktober. Versteckt in Bäumen und gefüllt mit Futter oder Schnaps warten sie auf ihre Beute. Die neugierigen Schlafmäuse können dem Geruch nicht widerstehen und tappen in die Falle. Ein Jäger muss fleißig sein: Etwa zehn Exemplare der kleinen Tiere benötigt ein Erwachsener, um satt zu werden. Besonders beliebt ist die Zubereitung als Siebenschläfer Gulasch. Daneben werden sie auch gebraten und gebacken angeboten.

Siebenschläfer Eintopf - Foto: Slovenian Tourist Board archive

Pferd auf dem Herd: Hot Horse

„Hot Horse“ – so heißt das Mekka der Pferdefleisch Fans in Ljubljana. Die Kette bietet seit fast 30 Jahren ausschließlich Produkte mit Pferdefleisch an. Entweder als Frischfleisch zum selber verarbeiten oder als pikante Burger. Pferdesalami, Fohlensteak oder Pferdebraten gehören durchaus zum Standartrepertoire slowenischer Restaurants.

Was für die einen ein No-Go, ist für viele Slowenen eine gesunde Alternative zu anderen Fleischsorten. Pferdefleisch hat nur einen geringen Anteil an Fett und Cholesterin, dafür aber viel Omega-3-Fettsäuren. Ihr wollt trotzdem lieber einen Bogen darum machen? Dann meidet im Lokal Speisen mit dem Begriff „Konjsko meso“ (Pferdefleisch).

Hot Horse statt Hot Dog in Slowenien, Foto: Jošt Gantar

Potica: Hefekuchen mit Weltruhm

Jeder waschechte Slowene sollte einmal im Leben den Triglav besteigen – oder eine Potica backen. Die Heferolle ist der Stolz der slowenischen Küche. Besonders zu den Festtagen an Weihnachten oder Ostern schwört jeder Haushalt auf seine eigene Potica-Rezeptur.

Egal ob groß oder klein, rund oder gerade: wichtig ist die Spirale der Füllung – und die hat es in sich. Über 80 verschiedene Potica-Füllungen sind offiziell bekannt, angefangen beim Klassiker mit Haselnüssen oder Mandeln. Bis hin zu herzhaften Versionen, etwa mit Estragon, Frischkäse oder Speck.

Ins Rampenlicht geriet der Festtagskuchen als Trump und seine slowenische Frau Melania 2017 den Vatikan besuchten. Der Papst suchte nach Small-Talk-Themen. So fragte er Melania, ob sie ihrem Ehemann Potica zum Essen gebe? Man mag es glauben oder nicht: Melania bejahte!

Potica Hefekuchen, Foto: Nea Culpa d.o.o

Froschschenkel

Findet ihr den Begriff „Žabji kraki“ auf der Speisekarte, habt ihr es mit Froschschenkeln zu tun. Sie werden in ganz Slowenien angeboten. Besonders populär sind sie in der Hauptstadt Ljubljana. Das die Stadt umgebende Moor liefert seit Jahrhunderten die passenden Zutaten. Einst waren Froschschenkel eine klassische Fastenspeise, die häufig im Frühjahr auf den Tisch kam.

In Slowenien wird das Fleisch der Frösche bevorzugt frittiert mit Remouladensoße serviert. Froschschenkel verfügen über viel Omega-3-Fettsäuren, Eiweiß und Vitamine. Wer sich zu einer Kostprobe überwindet stellt schnell fest: Schmeckt gar nicht schlecht. Die Konsistenz vom Fleisch und sein Geschmack erinnern stark an Hähnchen.

Eine gute Anlaufstelle für Kostproben ist das Restaurant Pri Žabarju in der Altstadt von Ljubljana. Übersetzt heißt es soviel wie „Zum Froschjäger“. Der Name ist Programm: Gerichte mit Fröschen sind eine feste Konstante auf der Speisekarte. (Keine Sorge: Es finden sich auch noch genug andere Leckerbissen, falls jemand partout nicht probieren möchte.)

Verliebt mit Trnič: Liebesbote in Käseform

Der kleine, feine Hartkäse Trnič, hergestellt aus Quark, Salz und Sahne, hatte einst eine besondere Aufgabe: Er diente als Liebesbote: Almhirten produzierten ihn aus der Milch ihrer Kühe. Mit geschnitzten Holzformen pressten sie Ornamente in die Käselaiber. Einen Trnič behielten sie für sich, den anderen gaben sie ihrer Auserwählten. Nahm sie ihn an, war sie mit den Avancen einverstanden und bewahrte den Käse über Jahre hinweg auf.

Heute wird er weiterhin gerne verschenkt, dann aber hoffentlich auch bald gegessen. Produziert wird er vor allem noch auf der Hochalm Velika Planina im Norden Sloweniens. Seine Konsistenz ähnelt der von Parmesan und gibt herzhaften Gerichten den letzten Schliff.

Käse frisch von der Alm, Foto: Jošt Gantar

Trnič - Käse als Liebesbote, Foto: Klemen Brumec

Appetit bekommen?

Jeder, der seinen Slowenien-Urlaub mit einer Portion extra Würze garnieren möchte, kann sich mit unseren Genusstouren durch das Land schlemmen. Hier ein paar Ideen.


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