Unterhaltung mit „Händen und Füßen“? Keine Sorge! In Slowenien sprechen fast alle im Hotel oder Restaurant Englisch, vielfach auch Deutsch. Aber jeder, der es im Urlaub mit ein paar Brocken Slowenisch versucht, löst Begeisterung bei seinem Gegenüber aus.
Geschichte der slowenischen Sprache
Die Sprache „Slowenisch“ hatte einen schweren Start. Die geistige Elite des Landes kommunizierte Jahrhunderte lang lieber in Latein, Französisch oder Deutsch. Die ältesten, in Slowenisch geschriebenen Dokumente stammen erst aus dem 10. Jahrhundert und fanden sich in Bayern: Es handelt sich um die so genannten „Freisinger Denkmäler“.
Erst 500 Jahre später erhielt das Slowenisch durch Primož Trubar eine erste einheitliche Grammatik: Er übersetzte das Neue Testament für die Slovenci. Dabei wurde der Begriff Slovenci, also „Slowenen“, nur für eine Sprachgemeinschaft verwendet, nicht für eine Nation. Das ist, als würde man unter den „Deutschen“ auch Österreicher und Schweizer einordnen, bloß, weil sie eine gemeinsame Sprache sprechen.
Langsam aber stetig erhielt das Slowenische Eingang in die Literatur- und Amtssprache. Für Dichter und Diplomaten war es aber gar nicht so einfach, einen roten Faden für Orthographie und Grammatik zu finden. Der Grund: In Slowenien gibt es 7 Dialektgruppen mit 46 Dialekten. Da verlieren selbst Grammatik-Junkies schnell den Überblick.
Warum gibt es so viele Dialekte?
Sloweniens wurde aus verschiedenen Richtungen besiedelt. Hier verschmolzen gleich vier Sprachgruppen miteinander: Germanisch, Finno-Ugrisch, Romanisch und Slawisch.
Hinzu kommt die Geographie des Landes: Die Alpen trennten menschliche Siedlungen ebenso voneinander wie ausgedehnte Wälder. Die Grenzen unterschiedlicher Herrschaftsbereiche von Fürsten und Königen zogen sich quer durchs Land und verstärkten die isolierte Entwicklung der Sprache. So gibt es bis heute eine Fülle an lokalen Besonderheiten in Wortschatz und Grammatik. Das macht es Fremden nicht gerade einfach, die Sprache zu lernen.
Slowenisch wird Amtssprache
Nachdem das Slowenische sich als Amtssprache endlich durchgesetzt hatte, wurde es im Zweiten Weltkrieg wieder verboten: Während der Besetzung Sloweniens zwischen 1941–1945 durch Deutschland, Italien und Ungarn sollten die Einwohner in der Sprache der jeweiligen Besatzer sprechen.
Bei der Gründung Jugoslawiens 1945 erhielt Slowenisch erstmals den Status einer gleichberechtigten Staatssprache – neben Mazedonisch und Serbokroatisch. Seit der Unabhängigkeit Sloweniens 1991 ist es alleinige Amtssprache.
Heute sprechen etwa 2,5 Millionen Menschen Slowenisch. Es zählt zu den offiziellen Sprachen der EU. Nicht nur in Slowenien selbst wird die Sprache gesprochen. Auch außerhalb des Landes gibt es Sprachinseln, etwa in Österreich (Kärnten), Italien (Görz, Resia-Tal, Kanaltal, Collio, Triest) und Teilen Westungarns (Komitat Vas).
Besonderheiten des Slowenischen
Versuch Dich doch mal an der Aussprache des vermeintlich längsten slowenischen Wortes: „dialektičnomaterialističen“
Schwierig? Kein Wunder! Die Fülle an Konsonanten und Sonderzeichen sorgt schnell für einen Knoten in der Zunge. Zum Glück braucht man den Begriff (übersetzt „dialektisch-materialistisch“) in der Regel nicht im Urlaub. Doch auch andere, sehr gängige Begriffe treiben Fremden den Schweiß auf die Stirn, etwa slaščičarna („Konditorei“), dvoposteljno („Doppelzimmer“) oder gostišče („Gaststätte“).
Das slowenische Alphabet kommt mit 25 Buchstaben aus – q, x, y und w gibt es nicht. Dafür aber drei Exoten: č, š und ž. Das Zeichen über dem Buchstaben nennen die Slowenen „Dächlein“ (strešica). Genau dieses Dächlein sorgt bei vielen deutschsprachigen Gästen für Verwirrung, besonders wenn es kombiniert auftritt, etwa als „šč“-Mischung.
Aussprache slowenischer Schriftzeichen
Hier ein Überblick zur besonderen Aussprache slowenischer Buchstaben:
- š spricht man wie das deutsche „sch“ in Schokolade
- č spricht man wie „tsch“ in Rutsche
- ž spricht man wie das weiche „sch“ in Garage
- s spricht man wie scharfes „ss“ in Tasse
- c spricht man wie das „z“ in „zeigen“ (niemals als „k“ aussprechen!)
- z spricht man wie ein weiches „s“ in „sagen“ (niemals als „ts“ aussprechen!)
- h spricht man wie deutsches „ch“ in „Dach“
- v spricht man wie ein „w“ in „wohnen“ – ABER am Silbenende, am Satzanfang vor Konsonant bzw. zwischen Vokal und Konsonant wird es gesprochen wie ein „u“
- l spricht man oft als „u“, wenn es am Ende eines Wortes steht, etwa bei „pol“ (halb) – oft bleibt es aber auch ein „l“, etwa in „hotel“ (Hotel)
- r wird im Slowenischen am Gaumen gerollt. Die Zunge vibriert dabei im vorderen Mundraum. Im Deutschen wird das „r“ hingegen weit hinten am Kehlkopf gebildet.
Symptomatisch für das slowenische Schriftbild ist auch ein recht sparsamer Umgang mit Vokalen. Wo im Französischen geradezu verschwenderisch mit a, e, i, o und u umgegangen wird, verzichten Slowenen auf eine ausgedehnte Schreibung. Stattdessen ist man konfrontiert mit Worten wie prst („Finger“), čmrlj („Hummel“), umrl („gestorben“), vrgel („geworfen“).
Stolperfallen in der Grammatik
Der Dual
Die auffälligste Besonderheit im Slowenischen ist die Verwendung des Dual. Es handelt sich neben Singular (Einzahl) und Plural (Mehrzahl) um eine Angabe für paarweise auftretende Dinge – etwa Beine oder Arme. Abgesehen von der sorbischen Sprache in Deutschland haben alle anderen slawischen Sprachen die Verwendung des Duals aufgegeben.
Beispiel:
- Eine Tasse – ena skodelica (Singular)
- Zwei Tassen – dva skodelici (Dual!)
- Drei Tassen – tri skodelice (Plural)
Oder: „Zwei Frauen trinken eine Tasse Kaffee.“ – „Dve ženski (Dual von Frau!) spijeta (Dual von trinken!) skodelico kave.“
Die Fälle
Sehr mühsam für Slowenisch-Neulinge ist auch die Tatsache, dass sie sechs statt vier Fälle lernen müssen. Das Slowenisch begnügt sich nämlich nicht mit Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ, sondern verlangt auch nach einem Lokativ (5. Fall) und Instrumentalis (6. Fall).
Mit dem Lokativ gibt der Sprecher einen Ort an. Er beantwortet damit die Frage „Wo?“ oder „Wohin?“
Beispiel:
„Die Teller sind in dem Schrank.“ – „Krožniki so v omari.“ => Das Wort „Schrank“ (omara) ist im Lokativ dekliniert. Im Deutschen steht stattdessen einfach der Dativ („dem Schrank“)
Mit dem Instrumentalis gibt der Sprecher an, wie oder womit er etwas tut. Er beantwortet damit die Frage „Womit?/ Wodurch?/ Mit wem?/ Was?“
Beispiel:
„Ich schneide die Wurst mit dem Messer.“ – „Klobasa režem z nožem.“ => Das Wort „Messer“ (nož) ist im Instrumentalis dekliniert. Auch hier steht im Deutschen einfach der Dativ („dem Messer“).
Ansonsten ähnelt die slowenische Grammatik der Deutschen sehr stark. Es gibt drei Geschlechter (männlich, weiblich, sächlich), man unterscheidet zwischen „du“ und einer Höflichkeitsform „Sie“ u.s.w.
Vorvergangenheit kommt nicht vor
Eine kleine Erleichterung beim Lernen hält das Slowenische parat: Die Vorvergangenheit (Plusquamperfekt) gibt es de facto nicht. Es werden nur drei Zeiten verwendet: Zukunft („Ich werde gehen.“), Gegenwart („Ich gehe.“), Vergangenheit („Ich ging.“). Das „Ich war gegangen.“ (Vorvergangenheit) kommt nie vor – außer noch bei Nachrichtensprechern oder in hoher Literatur.
Deutsche Sprache in Slowenien
Die lange Verknüpfung Sloweniens mit Österreich durch die Habsburger Monarchie hat bis heute Auswirkungen auf die Sprache. Deutsch wird noch immer als Zweitsprache in vielen Schulen unterrichtet. Insbesondere Menschen, die im Tourismus arbeiten, sprechen Deutsch. Das zeigt sich besonders in den nördlichen Grenzregionen, etwa in den Alpen, in Maribor, am Bleder See aber auch in der Hauptstadt Ljubljana.
An der slowenischen Küste dominiert hingegen das Italienisch vor dem Deutschen. Der Grund: Die Mehrzahl der Touristen stammt hier aus dem nahen Italien.
Die Speisekarten sind in den Urlaubsregionen (auch an der slowenischen Küste) fast immer auch in Deutsch geschrieben. Gleiches gilt für Informationsbroschüren von Tourismusbüros, Hotels oder anderen touristischen Dienstleistern.
Zwar gilt die deutsche Sprache bei den jüngeren Slowenen nicht als so hip und schick wie etwa Englisch. Dennoch sind viele deutsche Vokabeln fest in der Alltagssprache verankert.
Beispiele:
- Deka: Decke
- Mušter: Muster
- glih: gleich
- Ksiht: Gesicht
- Šina: Schiene
- Knof: Knopf
- Poden: Boden
- Pir: Bier
- Špura: Spur
- Kreg (umgangssprachlich von Krieg): Streit
- Nagelj: Nelke (der Gewürznagel)
- Šravfenciger: Schraubenzieher
Der Gebrauch deutscher Lehnwörter wird in der Schriftsprache allerdings vermieden. Da bleibt man bei rein slowenischen Begriffen (etwa „izvijač“ für Schraubenzieher, was in der Alltagssprache jedoch kaum Verwendung findet).
Kleine slowenische Sprachkunde
Hier ein kleines sprachliches Notfallset, damit ihr in Slowenien gut an- und durchkommt. Bitte beachtet dafür die oben beschriebene Aussprache einzelner Buchstaben:
Živjo – Hallo (gesprochen wie „schiujo“)
Dober dan – guten Tag
Na svidenje – Auf Wiedersehen
Oprostite – Entschuldigen Sie!
Hvala – danke („Chvala“ gesprochen wie das „ch“ in Dach –)
Prosim – bitte (wenn man um etwas bittet) – das „s“ in Prosim wird gesprochen wie das „ss“ in „Tasse“
ja oder da – ja
ne – nein
Ne govorim slovensko, samo nemško ali angleško – Ich spreche kein Slowenisch, nur Deutsch oder Englisch.
Govorite nemško ali angleško? – Sprechen Sie Deutsch oder Englisch?
Koliko stane….? – Wieviel kostet…?
A lahko… – Ich hätte gerne…
…jedilni list – …die Speisekarte
…eno pivo – …ein Bier
…dvoposteljna soba – …ein Doppelzimmer
…račun – …die Rechnung
Alergičen sem na… – Ich bin allergisch auf… (gesprochen „Alergitschen…“)
Oprostite, kje je stranišče? – Entschuldigen Sie, wo finde ich die Toilette?
Kako pridem do…? – Wie komme ich nach/ zu…?
levo – links
desno – rechts
naravnost – geradeaus
Ali imate vegetarijansko hrano? – Haben Sie vegetarische Gericht?
Na pomoč! – Hilfe (gesprochen „na pomotsch!“)
Tukaj boli. – Es tut hier weh.
Pokličite zdravnika. – Rufen Sie einen Arzt. (gesprochen „Poklitschite sdraunika.“)
Izhod – Ausgang
Vhod – Eingang
Moški – Männer
Ženske – Frauen
Sprachkurse
Wenn ihr euch etwas mehr mit der slowenischen Sprache befassen wollt, gibt es hier tolle, kostenfreie online Tutorials – einfach mal reinschauen und ausprobieren:
SloLine: Online Sprachkurs entwickelt mit der Universität in Ljbuljana
https://www.slonline.si/
LearnSlovenian: Online Sprachkurs ehrenamtlich entwickelt von einer Gruppe sprachbegeisterter Slowenen
http://learnslovenian.net/
Die Universität Ljubljana bietet am „Center za slovenščino kot drugi in tuji jezik“ (Zentrum für Slowenisch als Zweit- und Fremdsprache) kurze Intensivsprachkurs in der Hauptstadt an.
https://centerslo.si/en/courses-for-adults/courses