Pomurje – Land und Leute
Die Schleifsteine wetzen über die langen Klingen. Dann packen die Frauen und Männer ihre Sensen und legen los. Jedes Jahr im Mai startet in der Gemeinde Selo der traditionelle Wettbewerb im Sensen einer Wiese. Dass gerade hier, in Pomurje, die Frage entschieden wird „Wer mäht am schnellsten und saubersten das Gras?“ wundert wenig. In diesem Teil Sloweniens ist man besonders stolz auf das traditionelle Handwerk der Vorväter.
Im Vierländereck zwischen Österreich, Ungarn und Kroatien zeigt sich Slowenien von seiner ruhigen, beschaulichen Seite. Stress und Hektik rutschen wie ein schwerer Rucksack von den Schultern der Besucher. Keine Glitzermetropole schreit nach Aufmerksamkeit, kein touristischer Hot Spot muss für Instagram abgelaufen werden. Stattdessen zieht die tiefe Ruhe der vielen Dörfer, Felder, Weinberge und Thermalquellen jeden in seinen Bann.
Große Nähe zu Ungarn
Der Landstrich hat sich seit jeher vom Rest Sloweniens unterschieden. Die Mura, namensgebender Fluss der Region Pomurje, trennte das Gebiet jahrhundertelang vom übrigen Teil des Landes. Erst seit 1924 kreuzt eine Brücke das Gewässer.
Im Gegensatz dazu gab es schon früh eine enge Verbindung zu Ungarn. Das schlägt sich auch in der Sprache nieder. Das hier gesprochene Slowenisch ist durchtränkt von ungarischem Vokabular. Die übrigen Slowenen haben dadurch Probleme, ihre eigenen Landsleute zu verstehen. In einzelnen Regionen von Pomurje dominieren sogar ungarische Bevölkerungsanteile – und damit auch ihre Sprache.
Pomurje ist unterteilt in kleinere regionale Einheiten. Über die Namensgebung der einzelnen Regionen und ihre Grenzverläufe wird in Slowenien seit Jahren diskutiert. Relativ einig ist man sich, dass es die drei Regionen Prekmurje, Prlekija und Štajerska gibt. Manch einer will noch eine vierte Region (Podravje) hinzu fügen. Die Grenzen überlagern sich zum Teil.
Fakt ist: Zwischen dem hügeligen Norden von Pomurje und dem flacheren Süden spannt sich ein Netz aus kleinen, verschlafenen Dörfern. Die farbenfrohen Hausfassaden sind hin und wieder mit Stroh gedeckt – ein Hinweis auf die enge Verbindung zu Ungarn. Dort ist dieses architektonische Detail typisch.
Auch kulinarisch lassen sich viele Verbindungen zu den ungarischen Nachbarn erkennen. Bestes Beispiel dafür ist Bograč, die slowenische Gulaschvariante mit Schweine-, Rinder-, Hirsch- und Rehfleisch – köstlich!
Thermalquellen – Freiluftheizung & Gesundbrunnen
Zwischen den vielen Dörfern blubbert an zahlreichen Stellen Thermalwasser an die Oberfläche. Hier finden sich die heißesten Quellen in ganz Slowenien: Mit 72˚C sprudeln sie in Moravske Toplice aus der Erde. Sogar paraffinhaltiges schwarzes Thermalwasser ist hier zu finden und kann in verschiedenen Spas genossen werden.
In dem Ort Radenci nahe der österreichischen Grenze wird das wohl bekannteste Mineralwasser Sloweniens abgezapft und in Flaschen gefüllt: Radenska. Schon im 19. Jahrhundert wurde es quer durch Europa transportiert – auch der Papst war durstiger Kunde.

Vielfach werden den Quellen heilende Kräfte nachgesagt. Auch dem natürlichen Brunnen in Nuskova, kurz hinter der österreichischen Grenze. Der hohe Anteil an Eisen und Hydrogenkarbonat in seinem Wasser färbt das Steinbecken und die Erde rund um den Brunnen tief rot. Das Wasser ist trinkbar – riecht aber wenig appetitlich. Füllt man es in Flaschen und lässt es etwas „ausgasen“, soll der Geruch angeblich verschwinden. Ansonsten: Nase zu und testen. Foto: TIC Murska Sobota
Streuobstwiesen, Kürbisfelder und Weinberge verbinden die Dörfer in Pomurje miteinander. Die Devise heißt: Ausatmen, die Perlen der Landschaft zu Fuß oder per Rad erkunden und sich durch die üppige kulinarische Vielfalt kosten. Es gibt eine Fülle zu entdecken – zum Sehen, Riechen und Schmecken.
Die besten Sehenswürdigkeiten in Pomurje
Rotunde – Die runde Nikolauskirche in Selo
Dieser kreisrunde Sakralbau ist in seiner Bauweise einzigartig in Slowenien. Das kleine Schmuckstück aus roséfarbenen Ziegel und Schindeldach steht mitten auf einer Wiese, umringt von Obstbäumen und Getreidefeldern.
Erbaut wurde die Kirche Mitte des 13. Jahrhunderts. Vermutlich gehörte sie zu einem bedeutend größeren Gebäudekomplex – von dem heute aber jede Spur fehlt. Wer sie errichtet hat, ist unklar – alten Quellen zufolge vielleicht die Tempelritter. Innen finden sich (besonders an der Kuppel) aufwändige Malereien aus dem Mittelalter.
Der Zutritt zum Inneren der Kirche ist meist nur nach Voranmeldung beim Tourismusbüro möglich (dort wird auch Deutsch gesprochen):
TIC Moravske Toplice
Tel.: +386 2 5381520
info@moravske-toplice.com
Ansonsten einfach nur hinfahren, die wunderschöne Landschaft genießen, am Kirchturm läuten und im nahe gelegenen Restaurant Okrepčevalnica Pri Martinu Kaffee oder Pizza genießen.
Jeruzalem: (Wein-) Himmel auf Erden
Gleich vorweg die große Frage: Warum heißt ein Ort in der slowenischen Provinz ausgerechnet Jeruzalem? Namensgeber waren wohl die Kreuzritter: Angeblich brachten sie im 13. Jahrhundert auf ihrer Rückreise aus dem Heiligen Land ein Altarbild der Gottesmutter Maria mit und stifteten es einer hier stehenden kleinen Kapelle. Der ortsansässige Graf übergab ihnen quasi als „Gegengeschenk“ gleich den ganzen Ort, den sie Jeruzalem tauften.
Erfolgreiches Weinbaugebiet
Ob es sich tatsächlich so abgespielt hat, ist wissenschaftlich umstritten. Fakt ist: Jeruzalem zählt zu den erfolgreichsten Weinbaugebieten Sloweniens. Und das nicht (nur) wegen seinem Namen. Schon zu Römerzeiten schlürfte man mit Genuss den Rebensaft dieser Berghänge.
Nach einer Autofahrt über kurvenreiche, schmale Straßen finden Besucher sich in 350 Metern Höhe auf einem irdischen Weinberg Paradies. Das Panorama ist zu jeder Jahreszeit umwerfend schön.
Vor Ort lohnen sich Radtouren oder Wanderungen durch die Weinberge. Gelegenheit, Weine zu kaufen und zu verkosten, gibt es natürlich ebenfalls, zum Beispiel hier:
Winzer in Jeruzalem
Weinhaus Malek – Verkostung und Verkauf von Weinen der Familie Puklavec, die sich sehr erfolgreich auf internationalen Weinmärkten positioniert.
Vino Kupljen – Winzer mit Gasthaus, Weinverkostung und Unterkunft. Das Restaurant verfügt über eine herrliche Sonnenterrasse mit traumhaft schönem Blick ins Tal.
Brenholc – Restaurant mit deftig-authentischen Gerichten der Region und einer angeschlossenen Vinothek.
Die Öffnungszeiten der Vinotheken und Restaurants können saisonal variieren. Daher prüft vor eurer Anreise am besten noch einmal die Informationen auf der jeweiligen Website.
Lust bekommen, Jeruzalem zu entdecken? Hier geht’s zu unserer Tour!
Babičev’s Mühle
Die letzte, echte Wassermühle auf slowenischem Boden steht in Pomurje. Einst drehten sich hunderte Mühlen am Fluss Mur. Doch mit zunehmender Industrialisierung verlor diese Technik rasant an Bedeutung. Eine voll funktionsfähige, original erhaltene Wassermühle bei der Arbeit zu beobachten, ist wirklich etwas Besonderes.
Mühle & Boot in Einem
Babičev’s Mühle ist eine so genannte kombinierte schwimmende Mühle: Das Mühlenhaus mit dem Mühlstein befindet sich auf dem Festland. Das Wasserrad ist auf zwei Booten montiert und schwimmt mitten im Fluss. Besucher können beide Bereiche von innen besichtigen. Durch ihren offenen Bau lässt sich der Getreidemahlprozess genau beobachten. Das Rauschen des Wassers und das knarzen der alten Balken schaffen eine ganz eigene Raumatmosphäre.
Und das Beste: Die hier gemahlenen Getreidesorten können von jedermann gekauft und genossen werden. Besucher haben die Wahl zwischen Roggen-, Weiß-, Buchweizen-, Brot-, Mais-, Hirsemehl oder Buchweizenbrei. Mit etwas Glück trifft man vor Ort die Besitzerin der Mühle, Karmen Babič, und kann sich dieses alte Wunderwerk der Technik von ihr zeigen lassen.
Adresse:
Babičev mlin na Muri
Mlinska cesta 25
9241 Veržej
Slowenien
Die Schlösserstrasse
Die Türkeneinfälle im 12. Jahrhundert verlangten von den Herrschern Europas eine militärische Aufrüstung. Insbesondere in Nordkroatien, Slowenien und dem Südosten Österreichs entstanden binnen kurzer Zeit zahlreiche Bollwerke und Befestigungsanlagen. Später wurden sie vom Adel in ansehnliche Schlösser umgebaut.
Wie eine architektonische Perlenkette reihen sich heute 35 Schlösser und Burgen entlang der „Schlösserstraße“ aneinander. Unzählige Veranstaltungen, edle Unterkünfte, Ausstellungen und Gastronomiebetriebe verlocken zum Bleiben und Entdecken.
Die slowenische Tourismusbehörde versorgt Interessierte mit Karten und weiterführenden Informationen. Je nach Zeit und Lust lassen sich Teilstrecken zu Fuß, per Rad oder mit dem Auto entdecken.
Eine Auswahl an Schlössern in Pomurje
- Schloss Murska Sobota – Infos hier
- Schloss Ormož – Infos hier
- Schloss Goričko – Infos hier
- Schloss Lendava – Infos hier
Störche in Velika Polana
Besonders im Frühjahr lohnt sich ein Abstecher in den Ort Velika Polana. In der Umgebung erstrecken sich auf 3.500 Hektar sumpfige Tieflandwiesen. Sie sind eine hervorragende Speisekammer für Störche. Jedes Jahr kommen sie in größerer Zahl und nisten in dem 900-Seelen-Dorf.
1999 erhielt Velika Polana von der Stiftung Euronatur den Titel „Europäisches Dorf der Störche“. Seit 2005 steht der Storch sogar im Ortswappen.
Der Bukovnica See & seine „Energiepunkte“
Im Landschaftschutzpark von Goričko liegt der See Bukovniško Jezero. Es ist ein 1948/49 künstlich angelegter Stausee. In seinem zwei bis fünf Meter tiefen Wasser tummeln sich zahlreiche Fische, darunter Karpfen, Zander oder Schleie.
300 Pflanzenarten und zahlreiche selten gewordene Tierarten gedeihen in seiner Umgebung. Dazu zählen Wasserfledermäuse, Zebraspinnen, Rothirsche und Siebenschläfer. Über dem grünen Blätterdach kreisen Bussard, Habicht und Turmfalke.
Radiästhesiesten und Bioenergetiker glauben, dass es im Wald insgesamt 50 so genannte Energiepunkte gibt. Im Zentrum der Energiepunkte steht die St. Veit Kapelle. Die kleine, um 1818 errichtete Ziegelkapelle steht inmitten der Bäume. In ihrer Nähe entspringt eine Trinkwasserquelle, deren Wasser besonders bei Augenleiden helfen soll.
Nicht nur das Wasser, auch die Energiepunkte, die sich in einem Radius von 450 Metern um die Kapelle erstrecken, sollen heilende Wirkung besitzen. 26 der Punkte sind mit Bänken und Schildern markiert und helfen bei ganz unterschiedlichen Beschwerden.
Jene, die an ihre Wirkung glauben, sollen 8 bis 30 Minuten entspannt an einem der markierten Punkte sitzen. Anhänger dieser Theorie empfehlen, maximal 5 Energiepunkte pro Tag „abzusitzen“.
Energiepunkt oder nicht: Fest steht, dass ein ausgedehnter Spaziergang im Wald und am Seeufer spürbar Erholung bieten. Und die aufgestellten Bänke können auch als willkommener Picknick Platz dienen.
Vinarium – Turm aus Stahl & Glas
Schlank, schön und elegant steht er da: der Aussichtsturm Vinarium Lendava. 2015 wurde er binnen weniger Monate errichtet und bietet Besuchern seitdem einen phantastischen Panoramablick.
Nicht nur die Weinberge Sloweniens lassen sich von der oberen Plattform aus bewundern. Der Blick reicht bis nach Ungarn, Österreich und Kroatien. 53 Meter ist der Turm hoch und über eine Treppe (240 Stufen) oder bequem per Aufzug erreichbar (barrierefrei). Am Boden locken kleine Stände mit lokalen Weinen und typischen Gerichten. Im Winter gibt es auch einen Weihnachtsmarkt.
Bei schönem Wetter werden hier oben sogar Tische gedeckt und Gäste können gleich doppelt genießen: Aussicht und lokale Spitzengastronomie.
Dieses ganz besondere Abendessen kostet 69,- EUR pro Person (Stand 2020). Termine und Anmeldeformular finden sich hier: www.vecerja.vinarium-lendava.si
Eintritt Vinarium
7,- EUR (Stand 2020) / Kinder bis 6 Jahren kostenlos
Adresse
Vinarium Lendava
Dolgovaške Gorice 229
9220 Lendava
Exkurs: Der Klapotez
Was man beim Blick über die Weinberge im Sommer und Herbst auch gut sehen kann, sind die so genannten Klapotezen. Die hölzernen Windmühlen werden in einem Festakt mit Musik und Tanz am 15. August jedes Jahr aufgestellt.
Ihr Geklapper soll Vögel erschrecken und aus den Weinbergen vertreiben. Der größte Klapotez der Welt steht in Hermanci pri Miklavžu. Die Spannweite seiner Flügel beträgt über 20 Meter.
Begriffe wie Thermen, Wellness und Spa haben im deutschsprachigen Raum eine etwas anderen Beiklang wie in Slowenien. Wir denken an Ruhe und Entspannung in einer hochgestylten Umgebung. In Slowenien hingegen steht die Bedeutung als Kurbad im Vordergrund.
Thermen bieten hier nicht bloß einfache Wellness Massagen, sondern immer auch eine Fülle medizinischer Behandlungen zur Linderung diverser körperlicher Beschwerden.
Medizinisches Personal steht vor Ort bereit und kann Gäste zumeist auch in deutscher Sprache betreuen. Je nachdem, welches Thermalwasser an die Oberfläche sprudelt, hat man sich vor Ort auf die Behandlung ganz bestimmter Beschwerden spezialisiert.
Therme Lendava
In den Weinbergen von Lendavske gorice entspringt ein ganz besonderes Mineralwasser: Es enthält hohe Anteile von Natrium, Hydrogenkarbonat und Paraffin.
Im Fokus steht hier die Behandlung rheumatischer Erkrankungen und Osteoporose. Doch auch auf Haut-, Schilddrüsen- und Atemwegserkrankungen ist man spezialisiert.
Therme 3000
Auf der Suche nach Erdöl stieß man 1960 in Moravske Toplice auf ein seltenes schwarzes Thermomineralwasser. Es enthält zahlreiche Minerale wie Natrium, Kalium, Kalzium, Magnesium und Eisen.
Aus einer Tiefe von bis zu 1570 Metern sprudelt es mit 72 Grad Celsius an die Oberfläche. Damit ist es die heißeste Thermalquelle in Slowenien. Für therapeutische Zwecke muss es erst auf 36 Grad abgekühlt werden. Es hilft dann bei der Behandlung allerlei Hautkrankheiten wie Neurodermitis oder Schuppenflechte und Gelenkschmerzen.
Terme 3000 – Moravske Toplice
+386 2 512 22 00
info.shr@sava.si
Kurbad Radenci
Hier sprudelt eines der CO2-reichsten Mineralwasser Europas an die Oberfläche: Im Bad Radenci blickt man auf eine 130-jährige Kur-Tradition zurück. Neben dem Thermalwasser kommt auch Süßwasserschlamm bei Therapien und Massagen zum Einsatz. Der Kurort hat sich auf Herzerkrankungen und Bluthochdruck spezialisiert.
Das hier gezapfte Mineralwasser Radenska ist seit über 100 Jahren Durstlöscher der Nation und findet sich auch in deutschen Supermarktregalen.
Kulinarik
Österreichische und ungarische Einflüsse prägen bis heute die Küche von Pomurje. Die schwere Feldarbeit verhalf besonders deftigen, sättigenden Gerichten zum Siegeszug. Oft fehlte jedoch das Geld, um auch Fleisch auf den Teller zu bringen. Das gab es fast nur an hohen Feier- und Festtagen.
Eine erste systematische Beschreibung der Essgewohnheiten in Prekmurje veröffentlichte Prof. Dr. Vilko Novak in einer ethnographischen Studie 1947. „Ljudska prehrana v Prekmurju“ (Volkstümliche Speisen in Prekmurje) heißt das Werk, das bis heute einen guten Einblick in lokale Gerichte gibt.
Als typisch regionale Zutaten gelten etwa Buchweizen, Kürbiskernöl, Kartoffeln und so genanntes „Zobel“ oder „Verhackerts“. Dabei handelt es sich um kleingehackte, fettreiche Fleischstücke, die in einem Holzkübel eingelegt werden. Es wird von Einheimischen gerne als Brotaufstrich verwendet.
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Das Aushängeschild der Region ist die berühmte Prekmurska Gibanica. Der Name geht zurück auf „gibâničnik“ (Korb für Gebäck). Die ersten schriftlichen Quellen reichen bis ins 18. Jahrhundert zurück – aber die Rezeptur ist vermutlich deutlich älter.
Prekmurska Gibanica ist ein süß-saftiger Kuchen, in dem Mürb- und Strudelteig, Mohn, Apfel, Walnüsse, Sahne, Quark und Butter Schicht auf Schicht übereinander liegen. Reihenfolge und Zutaten sind streng reglementiert. Jeder, der den Kuchen unter dieser Bezeichnung in Slowenien verkaufen will, muss sich vorher einem Prüf- und Zertifizierungsverfahren unterziehen.
Ein fertig zubereitetes Stück Prekmurska Gibanica ist stets zwischen fünf und sieben Zentimeter hoch und maximal 250 Gramm schwer. Auch der Fernsehkoch Tim Mälzer musste sich einst bei der Zubereitung einer Prekmurska Gibanica beweisen.
In der slowenischen Gulasch Variante finden sich neben Zwiebeln, Gewürzen und Kartoffeln gleich vier Fleischsorten: Rind (Hüfte), Schwein (Schulter), Reh und Hirsch.
Interessantes Detail: Der Begriff Bograč bezeichnete einst eigentlich nur den Kessel, mit dem Hirten diverse Eintopfgerichte auf Wiesen und Feldern zubereiteten. Wichtig dabei ist: Zeit. Am besten schmoren alle Zutaten gemeinsam mehrere Stunden im Kessel. Umso mürber und zarter wird das Fleisch, umso besser das gesamte Aroma.
Weitere typische Gerichte der Region sind Dödöli (zerhackte Kartoffeln vermischt mit Mehl und Sahne), Bujita Repa (ein Rübeneintopf mit Hirsebrei) und Langaš (ein in der Pfanne gebratener Hefeteig, serviert mit Käse und saurer Sahne).
Schinken
Schinken aus Prekmurje (Prekmurska Šunka) gilt als ganz besondere Delikatesse und genießt seit 2014 einen Ursprungsschutz: EU-weit trägt es das Siegel „geschützte geographische Angabe (g.g.A.)“.
Die geräucherte, luftgetrocknete Spezialität aus der Schweinekeule weiß man besonders im Schinkenhaus Kodila zuzubereiten. Unter einem strohgedeckten Dach mit lehmverputzten Wänden bekommt das Fleisch genug Zeit zur Reifung.
Interessierte Besucher erfahren in eigenen Führungen, wie der Schinken produziert wird und können sich im gut bestückten Laden mit diversen Fleischspezialitäten eindecken. Auch Obst, Gemüse und Honig der Region werden angeboten.
Tipp: Über dem Laden gibt es ein Restaurant, wo typisch regionale Gerichte erstklassig zubereitet werden.
Schinkenhaus Kodila
www.kodila.si
Markišavci 44
9000 Murska Sobota
Slowenien
Schokolade
Liebe geht durch den Magen – hier schmilzt sie auch auf der Zunge. Schokoladenfabrikant Nummer 1 in Pomurje ist Passero. Der junge Inhaber Tomaž Sotošek ist kein ausgebildeter Patissier, sondern hat sich all sein Wissen völlig autonom angeeignet.
Eigentlich wollte er seiner Freundin nur ein nettes Geschenk bereiten. Heraus kamen wunderbare Pralinen, die er in Eigenregie herstellte. Seine Kreationen fanden auch bei Freunden und Familie großen Anklang. So wurde die Idee geboren, damit sein Geld zu verdienen.
Die kleine, feine Schokoladenmanufaktur findet sich heute auf seinem schön renovierten Hof. Bei Voranmeldung zeigt er Gästen gerne, wie die Pralinen produziert werden und worauf es beim Umgang mit Schokolade ankommt. Im Hofladen werden auch andere, hauseigene Produkte angeboten wie Wein und Schinken.
Passero
www.passero.si
Tešanovci 24
9226 Moravske Toplice
Slowenien
Orchideen
Klingt komisch, ist aber so: In Pomurje finden ausgerechnet die kapriziösen Orchideen ein perfektes Mikroklima zum Wachsen und Gedeihen. Wo? In einem eigens angelegten Gewächshaus, das mit Thermalwasser beheizt wird.
Das Unternehmen Ocean Orchids verfügt über eine eigene Thermalquelle. Das Wasser sprudelt so heiß an die Oberfläche, dass seine Energie mühelos ausreicht, um subtropische Bedingungen zu erzeugen. Die Idee dazu hatten zwei Studienkollegen. 2005 gründeten sie die Firma.
Auf insgesamt vier Hektar wächst heute die Orchidee Phalenopsis und wird anschließend an Blumenhäuser in ganz Europa verschickt. Für Besucher wurde auch ein eigenes Gewächshaus angelegt, Hier finden sich diverse Exotica, angefangen bei Bananen, Mango, Papaya, Kaffee, Vanille oder Pfeffer.
Eine breite Auswahl an Orchideen lässt sich vor Ort erwerben. Ein Erlebnis für Orchideen Liebhaber.
Ocean Orchids
www.oceanorchids.si
Dobrovnik 297
9223 Dobrovnik
Tomaten
Paradeiser, nennt man sie in Österreich, oder „Paradiesapfel“. Und nach einem Biss in eine Tomate aus Pomurje, wähnt man sich tatsächlich im Paradies. Die aromatischen, knackigen Früchte wachsen seit 2007 in einem großen Gewächshaus in Renkovci.
Das Unternehmen heißt Lušt (zu Deutsch „Lust“) – und der Name ist Programm. Einmal an einer roten, gelben oder lila Tomate geknabbert, kann man nicht mehr aufhören. Auf 90.000 Quadratmetern (etwa 12 Fußballfelder) werden jährlich 3.000 Tonnen Tomaten geerntet.
Erntezeit ist April bis Dezember. Schon im Januar wachsen neue Pflanzen. Das Geheimnis für den Erfolg liegt knapp 1.500 Meter versteckt im Boden: Auch hier sprudelt warmes Thermalwasser an die Oberfläche und schafft ein perfektes Mikroklima im Gewächshaus. Die Bestäubung erledigen Hummeln, die in kleinen Pappkartons wohnen. Alle Früchte werden von Hand geerntet – stets am perfekten Reifegrad.
In einem eigenen Gewächshaus für Gäste werden hundert verschiedene Tomatensorten angebaut. Hier könnt ihr euch über die Vielfalt der Tomatenwelt informieren – um gleich danach an einer eigenen Tomaten-Bar die besten Stücke zu verkosten. Hinfahren und durchprobieren – es lohnt sich!
Lušt
www.lust.si
PARADAJZ d.o.o.
Renkovci 57 / c
SI – 9224 Turnišče
Wein
Schon die Römer schätzten den Rebsaft, der an den Weinhängen von Goričko, Radgona, Lendava oder Jeruzalem gedeiht. Der Landstrich liegt im gleichen Breitengrad wie Bordeaux oder Burgund.
Charakteristisch sind verhältnismäßig hohe Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht, kurze, starke Regengüsse im Frühjahr, warme, trockene Sommer und ein langer, sonniger Herbst. Diese klimatische Mischung lässt besonders Weißweinsorten hervorragend gedeihen. Die wichtigsten Sorten sind Šipon (Furmint), Welschriesling, Riesling, Traminer, Chardonnay, Sauvignon Blanc und Grauburgunder.
Viele Rebzeilen sind in Privatbesitz und werden nur in kleinen Stückzahlen gekeltert. Doch immer öfter profilieren sich große, starke Namen am internationalen Weinmarkt, wie etwa Marof.
Leider gibt es vor Ort bislang keine Vinothek, die einen guten Überblick über die Gesamtheit der lokalen Weine bietet. So müssen Besucher direkt zu den Winzern fahren und sich durch ihr Sortiment probieren.
Die Mühe lohnt: Die umgebenden Weinberge sind ein berauschender Anblick, die Winzerhäuser und Keller oft besonders schön hergerichtet und das Produktsortiment lässt meist keine Wünsche offen. Eine Auswahl:
- Radgonce gorice – Dom Penine
- Lendavske gorice – Weinhaus Cuk
- Jeruzalem Ormož – Weinhaus Malek
- Goričko – Weingut Marof
Hinweis
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Dennoch gilt: Alle Angaben ohne Gewähr.