Ptuj

Die älteste Stadt Sloweniens

Markenzeichen der Stadt: Rote Dächer, verschlungene Gassen, Kopfsteinpflaster und eine majestätische Burg. Also lasst die Absatzschuhe im Koffer, schnappt euch die Kamera und los geht’s auf einen Streifzug mit Mittelalter Flair.

Petovio, Potabion, Pettau: Für das älteste urbane Zentrum Sloweniens gab es viele Namen. Geblieben ist Ptuj – kurz, bündig und doch schwer auszusprechen für deutsche Zungen.

Ein Besuch lohnt sich! Denn Ptuj ist nicht nur die älteste Stadt des Landes, sondern vielleicht auch die, mit dem größten Charme. Was ihr dort alles entdecken könnt, wo ihr gutes Essen und hervorragenden Wein findet und welche Events ihr nicht verpassen solltet, erfahrt ihr hier.

Schmale Gassen…
Foto: Nina Kurnik
…und sonnige Plätze: Das besondere Flair von Ptuj verzaubert.
Foto: Andrej Tarfila

1. Die wichtigsten Infos zu Ptuj im Überblick

  • Ptuj hat heute etwa 18.000 Einwohner, vornehmlich Slowenen.
  • Die Stadt liegt auf dem Gebiet „Spodnja Štajerska“ (Untersteiermark). Hier klingt im Namen schon die historische Nähe zu Österreich. Noch heute bildet Ptuj eine Art Kreuzungsbereich. Gleich um die Ecke liegen Kroatien, Ungarn und Österreich. Ebenso vielfältig waren die Einflüsse auf Stadt und Umland.
  • Die ersten Siedler kamen hier bereits in der Jungsteinzeit vorbei. Aber richtig geprägt wurde die Region durch die Römer, später durch die Erzbischöfe von Salzburg. Mehr zur Stadtgeschichte gibt es weiter unten.
  • Eine der höchsten Erhebungen in der Umgebung von Ptuj ist der „Stadtberg“ Ptujska Gora mit sagenhaften 320 Metern. Interessant: Ptujska Gora ist ein recht bekannter Wallfahrtsort. Auf dem Bergrücken thront die Wallfahrtskirche „Basilika der Schutzmantelmadonna“. Sie stammt aus dem 14. Jahrhundert. Zur Zeit der Türkenangriffe soll Maria die Kirche mit ihrem Schutzmantel umhüllt haben. Die angreifenden Türken sahen nur eine dunkle Wolke und zerstörten das Gotteshaus nicht. Daher hieß dieser Ort bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts auch Črna Gora („Schwarzer Berg“).
Erhaben thront die Basilika auf dem Berg. Foto: TD Ptujska Gora
Ganz in der Nähe: ein kleines Regionalmuseum mit Alltagsgegenständen der letzten 100 Jahre. Foto: Stojan Kerbler
  • Vor den Toren der Stadt fließt die Drau. Im Südosten mündet sie in einen Stausee. Mittendrin: eine künstlich erschaffene Insel. Sie ist Heimat für mehr als 230 verschiedene Vogelarten, gilt als Schutzgebiet und darf daher nicht betreten werden. Übrigens: Die Steine auf dem Stadtplatz von Ptuj wurden aus der Drau entnommen. Ihr schreitet dort quasi über das Flussbett.
  • Die Ptujer legen Wert auf ihre Umwelt. So sorgt die Gemeinde mit einem kostenlosen Stadtbus und dem Elektrofahrzeug Zapeljivec für einen emissionsarmen Personenverkehr. Gleichzeitig bietet das Tourismusamt in Ptuj seinen Gästen in den Sommermonaten einen kostenlosen Fahrradverleih.
Helfer für müde Füße: das Elektrofahrzeug „Zapeljivec“ in Ptuj, Foto: Mankica Kranjec
Beobachtungsposten für die Vogelinsel
Foto: Mankica Kranjec
  • Das Stadtwappen ist seit dem Jahr 1273 das Kreuz des Heiligen Georg: rot auf weißem Grund. Kommt euch bekannt vor? Kein Wunder: England hat das gleiche Wappen. (Nicht zu verwechseln mit dem Union Jack Großbritanniens)
  • Um die alte Bausubstanz zu bewahren, gibt es in Ptuj strenge Denkmalschutzauflagen. So dürfen die Dächer z.B. nur mit roten Schindeln gedeckt werden. (Das gibt ein tolles Panorama – besonders schön zu sehen, wenn ihr oben auf der Burg steht.)
Typisch Ptuj: Ein Panorama voll roter Dächer. Am besten zu sehen oben auf der Burg. Foto: Vid Ponikvar
Das Stadtwappen von Ptuj – ganz ähnlich der Flagge Englands

2. Die Stadtgeschichte von Ptuj

Erste Siedlungsspuren in Ptuj finden sich bereits aus der Jungsteinzeit, also vor etwa 6.000 Jahren. Zur Erinnerung: Das war die Zeit, wo Menschen ihren Job wechselten: Aus Jägern und Sammlern wurden Bauern.

Die Stadt gewann zunehmend an Bedeutung. Warum? Lage, Lage, Lage – würden heutige Immobilienmakler sagen. Im Falle von Ptuj war es die Nähe zur Bernsteinstraße, die die Stadt schon früh zu einem wichtigen Knotenpunkt für Händler machte.

2.1 Ptuj und die Römer

Foto: Mankica Kranjec

So richtig in Schwung kam die Entwicklung von Ptuj durch die Römer. Aber nicht etwa, weil Händler auf Shopping Tour durch die Stadt tingelten. Römische Legionen wurden hier stationiert, um die Grenzen des Imperiums zu sichern. Und auszuweiten. Die Zahl der Einwohner wuchs stetig. Zu Beginn des 3. Jahrhunderts erreichte die Stadt mit 10.000 Bürgern ihre volle Größe. In der direkten Umgebung kamen sogar 40.000 Einwohner zusammen – mehr als es heute sind.

Unter den Legionären sind vor allem die Soldaten des Befehlshabers Marcus Antonius Primus bekannt: Sie marschierten im 1. Jhd. n. Chr. von hier aus weiter gen Norden und gründeten ein neues Legionslager: Vindobona, das heutige Wien.

Spannend wird es 69 n. Chr.: Ptuj wird unter dem Begriff Petovio erstmals schriftlich erwähnt – und zwar von keinem geringeren als dem römischen Geschichtsschreiber Tacitus. Wie kam es dazu?

Nach dem Tod Kaiser Neros gab es im römischen Reich viel Gezänk um seine Nachfolge. Zahlreiche Kaiser wechselten in kurzer Folge auf den Thron – ohne sich dort lange halten zu können. Die 13. römische Legion „Gemina“ war in Ptuj stationiert. Die Befehlshaber entschieden sich, Vespasian dabei zu unterstützen, neuer römischer Kaiser zu werden.

Die Legion, jetzt bezeichnet als die „Vespasianer“, zog im Sommer 69 n. Chr. unter der Führung von Marcus Antonius Primus zum Putsch auf nach Rom – mit Erfolg. Ptuj spielte somit eine nicht unerhebliche Rolle im politischen Weltgeschehen der damaligen Zeit. Der Meinung war auch Tacitus. Daher erwähnte er dieses Ereignis in seiner „Historiae“.

Ptuj war lange die Heimat römischer Legionäre. Foto: Dino Kusanovič

2.1.1 Exkurs: Der Mithras Kult

Die Römer haben viele Spuren in der Stadt hinterlassen. Etwas ganz besonders unter den zahlreichen Funden sind die Heiligtümer des Gottes Mithras.

Wer oder was war dieser Mithras?

Kurz gesagt: Das weiß niemand so genau. Der Mithraismus war ein Mysterienkult. Alles, was sich dort abspielte, war streng geheim! Nichts darüber wurde aufgeschrieben, seine Anhänger mussten Stillschweigen bewahren.

Ein paar Fakten konnte die Forschung dennoch zusammentragen:

  • Ptuj galt als eines der größten Zentren des Mithraismus in Europa.
  • Bei Legionären war dieser Geheimbund besonders beliebt. Und Legionäre gab es in Ptuj ja nun reichlich. Frauen waren dabei ohnehin verboten. (Wobei es auch ein Heiligtum für weibliche Anhänger des Mithraismus zu geben schien, aber das ist spekulativ.)
  • Ob der Kult auf den iranischen Gott Mithras zurück geht, eine eigene Erfindung der Römer ist oder gar Seeräuber aus dem Mittelmeer die Römer auf diese Idee brachten, ist noch immer umstritten.

De facto sind nur Bilder und Widmungen überliefert. Interpretationen zum Kult: hoch spekulativ. Als gesichert gilt, dass Anhänger des Kultes sieben Stufen oder Weihegrade durchlaufen konnten, um sich vom Corax (Rabe, Stufe 1) zum Pater (Vater, Stufe 7) „hochzuarbeiten“. Auch die Tötung eines Stieres, seine Zerlegung und wohl auch die Verspeisung seiner Innereien war Kultbestandteil.

Das Mithräum in Ptuj

Der Mithras Kult fand stehts im Verborgenen statt. Die Kultstätten befanden sich meist unterirdisch oder in Höhlen. Die Heiligtümer in Ptuj sind deswegen außergewöhnlich, denn hier handelt es sich um oberirdisch errichtete Bauwerke. Insgesamt sind in der Stadt 5 Mithras Kultstätten nachweisbar.

Im so genannten I. und III. Mithräum (sprich: Mith-rä-um) finden sich noch heute Altäre, Kultbilder und Fragmente, die besichtigt werden können. Wenn dort gerade Stromausfall ist, könnt ihr das noch intensiver erleben, quasi so, wie einst die römischen Legionäre: im Dunkeln bei Kerzenschein (okay, auch wenn es heute doch eher das banale Smartphone Licht ist).

Das III. Mithräum, Foto: Mankica Kranjec

Das III. Mithräum kann besichtigt werden. Allerdings nur mit einem Guide. Eine Anmeldung beim Museum im Schloss von Ptuj ist mindestens drei Tage vor der Besichtigung erforderlich.

Kontakt Tour zum III. Mithräum
Tel: +386 (0)2 748 03 60
ptujski.grad@pmpo.si

Adresse Mithräum III
K Mitreju 7
2250 Ptuj
Slowenien

2.2 Ptuj als Bischofssitz

Ab dem 9. Jahrhundert gehörte Ptuj den Erzbischöfen von Salzburg und hieß Pettau. Adlige, die so genannten „Herren von Pettau“ verwalteten das Gebiet. (Erst 1579 wird der slowenische Name „Ptuj“ zum ersten Mal erwähnt – in einem Brief.)

Anfang des 12. Jhd. schloss Erzbischof Konrad I. Frieden mit den immer wieder einfallenden Ungarn. Doch sein Vertrauen reichte nicht allzu weit: Er befahl, auf dem Berg oberhalb der Stadt eine ältere verfallene Burg zur Sicherung der Reichsgrenze wieder aufzubauen. Um 1250 bekommt Ptuj sogar eine Stadtmauer.

Die Herren von Pettau dominierten die Entwicklung der Stadt. Trotzdem gewann zunehmend auch das Bürgertum an Einfluss und Wohlstand. Die Lage der Stadt machte sich wieder bezahlt. Schließlich bot sie eine Brücke über den Fluss Drau – alle Händler und Waren zwischen Ungarn und Venedig mussten hier vorbeikommen.

Im 19. Jahrhundert verlor die Stadt zunehmend an Bedeutung. Grund war der Verlauf der Eisenbahnstrecke zwischen Wien und Triest. Die Route verlief über das slowenische Maribor. Ptuj wurde nicht an die Strecke angebunden und verlor in weiterer Folge auch den wirtschaftlichen Anschluss. Die Folge: Einwohnerzahl und Bedeutung schrumpften rapide.

3. Die besten Sehenswürdigkeiten in Ptuj

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3.1 Das Schloss

Majestätisch bis heute: Das Schloss von Ptuj, Foto: Dražen Štader

Gebieterisch liegt aus auf dem Berg und wacht über Ptuj: Das Schloss beherbergt heute keine Adligen mehr. Dafür aber das Regionalmuseum Ptuj-Ormoz. Besucher können hier allerlei Schätze entdecken und bewundern, darunter Musikinstrumente, Waffen, Masken, Möbel und Wandteppiche.

Das Schloss ist untrennbar mit der Geschichte der Herren von Pettau verwoben. Sie wohnten hier seit dem 12. Jhd. und verwalteten das Gebiet für die Bischöfe von Salzburg. Der Grabstein ihres letzten Vertreters, Friedrich IX., ist sogar in das Erdgeschoss des Schlosses mit eingebaut.

Auch innen ein Hingucker: Das Schloss beherbergt ein Museum und ein Café;
Foto: Nejc Suhadolnik
Ein traumhaft schöner Weg führt von der Altstadt hinauf zur Burg.
Foto: Nina Kurnik

Im 16. Jahrhundert wurde das Gebiet von Türkeneinfällen geplagt. Grund genug das Schloss noch einmal zu modernisieren. Verantwortlich dafür waren vor allem italienische Konstrukteure. Als die Türkengefahr vorüber war, wurde ein Verteidigungsturm niedergerissen, das Schloss erweitert und ein Pferdestall errichtet.

Das Schloss wechselte nach den Fürsten von Pettau oft seine adligen Besitzer, zuletzt gehörte es den steirischen Grafen Herberstein. 1945 wurde es schließlich verstaatlicht und mitsamt seiner reichen Ausstattung an das Museum Ptuj angeschlossen.

3.2 Der Stadtturm von Ptuj

Ein schöner Hingucker: Der Stadtturm von Ptuj
Foto: Mankica Kranjec
Nur an drei der vier Turmseiten ist eine Uhr angebracht. Die Rache der Bürger am geizigen Adel? Foto: Mankica Kranjec

Der Turm steht hier seit dem 16. Jhd. Er wurde von italienischen Baumeistern errichtet. Die kamen damals zahlreich in die Stadt – angeworben, um Ptuj besser gegen lästige Türkeneinfälle abzusichern.

Der Stadtturm erinnert eher an einen Kirchturm mit seiner barocken Zwiebelkuppel. Und tatsächlich: Als im 17. Jhd. der Turm der St.-Georgs-Kirche abbrannte, nutzten die Kirchenvertreter einfach den Stadtturm für ihre Zwecke.

Im Jahr 1830 mauerten die Bewohner von Ptuj antike Denkmäler in den Sockel des Turms. Warum? Es handelt sich um eine Art frühes Freilichtmuseum: Simon Povoden, damals Priester in Ptuj, war historisch interessiert. Und er wollte seine Landsleute daran teilhaben lassen. Nachdem der Turm zur Pfarrkirche gehörte, kamen an dieser Stelle zahlreiche Menschen vorbei. Somit der perfekte Platz, um die Denkmäler zur Schau zu stellen.

Beim Blick auf die Turmuhren fällt auf: Nur an drei der vier Seiten ist eine Uhr befestigt. Genau an der Turmseite, die zum Schloss zeigt, fehlt sie. Zornige Einwohner von Ptuj sollen der Grund dafür sein: Oben auf dem Schloss saßen seit einiger Zeit nämlich nicht mehr die Herren von Pettau, sondern eine schottische Adelsfamilie, die Grafen Leslie. Und wie es mit den Schotten so ist, hielt auch Familie Leslie das Geld zusammen und galt als besonders geizig. Es gab mit ihnen viel Streit um finanzielle Beteiligungen an den Bauprojekten der Stadt. Um den Machthabern eins auszuwischen, setzten die Einwohner ihnen eine Turmseite ohne Uhr vor die Nase.

Apropos Uhr: Noch ein interessantes Detail am Rand. Der Stadtturm von Ptuj beherbergt eines der längsten Uhrpendel der Welt.

3.3 Das Orpheus Monument

Platzhirsch: Das Orpheus Monument, Foto: Mankica Kranjec

Im Schatten des Stadtturms steht die größte Grabsteinplatte ganz Pannoniens: Das Orpheus Monument. Der riesige Block ist aus einem Stück Marmor gefertigt, wiegt 7 Tonnen, ist 5 Meter hoch und reicht etwa einen Meter tief in die Erde. Noch heute steht der Klotz an seinem Originalplatz.

Das Monument ist zwar nach dem griechischen Dichter und Sänger Orpheus benannt. Gewidmet wurde es allerdings dem römischen Bürgermeister Marcus Valerius Verus.

Eine traurige Funktion hatte der Grabstein im Mittelalter: Es diente als Pranger für Kleinkriminelle. Heute ist es eine imposante Zierde für den Stadtplatz, auf dem im Sommer zahlreiche Veranstaltungen stattfinden.

3.4 Die Klöster

Grund und Boden in und um Ptuj gehörten ab dem frühen Mittelalter den Erzbischöfen von Salzburg. Sie setzten Adlige, die „Herren von Ptuj“ als Verwalter ein. Diese wiederum gründeten in den 300 Jahren ihrer Herrschaft das Minoriten- und das Dominikanerkloster.

3.4.1 Das Minoriten Kloster

Noch heute sind sich Historiker nicht ganz einig, wann das Kloster gegründet wurde, vermutlich jedoch im 13. Jahrhundert. An seiner Stelle endete einst die Stadt – die Stadtmauer wurde entlang des Klosters gebaut.

Im April 1941 mussten die Minoritenbrüder, ebenso wie viele andere slowenische Intellektuelle, die Stadt verlassen. Sie fanden Zuflucht in Kroatien. Die deutschen Besatzer konfiszierten das Kloster. Von hier aus trieben sie die Germanisierungspolitik des Landes voran.

Am 4. Januar 1945 wurde die Kirche durch Fliegerbomben zerstört. Doch die Mönche kehrten nach dem Krieg zurück und bauten Kirche und Kloster wieder auf.

Der Speisesaal der Mönche, die rekonstruierte Kirche und die wertvolle Klosterbibliothek lohnen einen Besuch. Hier lagern mehr als 5.000 Bücher. Einige der Schriften gehen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Heute verrichten hier noch 10 Minoritenbrüder ihren Dienst. Die Arkaden im Innenhof sind in den Sommermonaten eine tolle Kulisse für Veranstaltungen.

Strahlt nach umfangreicher Renovierung wieder: Das Minoritenkloster, Foto: Mankica Kranjec
Stolz und glücklich über einen so reichen Bibliotheksbestand: Ein Minoritenbruder in Ptuj. Foto: Mankica Kranjec

3.4.2 Das Dominikaner Kloster

Es wurde 1230 von Matilda, der Witwe eines der Herren von Ptuj, gegründet. Der Kreuzgang erhielt seine heutige Form zu Beginn des 15. Jahrhunderts. An der Ostwand blieben jedoch Wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert und zweiflügelige Fenster aus dem 13. Jahrhundert erhalten.

1785 zog das Militär ins Kloster ein und die Mönche mussten es verlassen.
2011 begann man mit der Renovierung des Gebäudes. Heute dient es als Veranstaltungsort und ist offen für Besucher.

Foto: Mankica Kranjec

4. Karneval

Bunt, laut und wild ist er: Der Karneval in Ptuj. Er ist quasi eingraviert in die DNA dieser Stadt. Seit 1960 finden hier organisierte Karnevalsfeiern statt. An „Lichtmess“ fällt das Startsignal. Die Feier dauert dann 11 Tage. Das Gebiet um Ptuj ist besonders bekannt für seine vielfältigen Karnevalsmasken. Hier spielt vor allem einer die Hauptrolle: der Kurent.

4.1 Der Kurent – Star im Karneval von Ptuj

Foto: Marko Pigac

Streng genommen sollte man den Karneval in Ptuj gleich als „Kurentovanje“ – Kurent Lauf bezeichnen. Denn um ihn dreht sich in diesen Tagen alles.

Seine Ursprünge reichen zurück bis in vorchristliche Zeit, als die Menschen mit Masken und Umzügen den Winter vertrieben. Woraus sich konkret die Gestalt des Kurent entwickelte, ist bis heute unklar. Es gibt aber Hinweise auf einen illyrisch-keltischen Bezug: Vielleicht war er einst mythologischer Begleiter der Göttin Kybele.

4.2 Das Kurent Kostüm

Früher nahm man einfach die Materialien für Kostüme, die sich in Haus und Hof auftreiben ließen. Aus Resten von Leder, Stoff, Fell, Holz, Horn etc. entstanden die Verkleidungen.

Für den Kurent hat sich ein Kostüm aus Schafsfell herauskristallisiert. Auf dem Kopf werden Rinderhörner befestigt, eine Lederzunge, Zähne aus weißen Bohnen, Kuhglocken um die Hüfte und einen Stock mit Igelfell in der Hand.

In der Kurent Gruppe gibt es auch einen Teufel. Er trägt ein rot-schwarzes Kostüm und hat sich ein Netz über den Rücken geworfen.

In der nahe gelegenen Haloze Region tragen die Kurent Hörner auf dem Kopf, in Ptuj Federn. Beide Varianten eint, dass das Kostüm bis zu 40 kg wiegt. So werden die Läufe zum echten Kraftakt (und Training gegen den Winterspeck).

Ein Teufel-Kurent ganz in schwarz, Foto: Marco Pigac
Kurent mit Hörnern, Foto: Marco Pigac

Die Kostüme sind in aufwändiger Handarbeit von erfahrenen Spezialisten hergestellt. Das hat seinen Preis – und dennoch können sich die Hersteller über mangelnde Aufträge nicht beklagen.

4.3 Kurentovanje

Los geht’s am Faschingsvorabend: Die Kurent Läufer versammeln sich an einem großen Lagerfeuer etwas außerhalb der Stadt. Allerdings noch ohne ihre Fellkostüme. Sie tragen bis jetzt nur die Glocken und den Stock mit der Igelhaut.

Laut, wild, archaisch…
…und mit jeder Menge Spaß: Die Eröffnungsfeier zum Kurentovanje in Ptuj, Fotos: Ptuj Tourismus

Früher durften sich nur erwachsene junge Männer als Kurent verkleiden. Aber man geht mit der Zeit und heute können auch Jüngere und Frauen als Kurent tanzen. Und weil die Liebe der Slowenen zu ihren Kurent durch den Magen geht, wurden auch viele Speisen nach ihnen benannt: Es gibt Kurentwurst, Kurentwein, Kurentsuppe und vieles mehr.

Dass der Kurentovanje etwas ganz besonderes ist, hat man auch außerhalt Sloweniens verstanden. So ist der Kurent Lauf seit 2017 UNESCO Weltkulturerbe.

Aktuelle Termine zum Kurentovanje gibt es hier: https://kurentovanje.net/eng/

5. Events in Ptuj

In Ptuj tummeln sich zum Karneval bis zu 50.000 Leute in der Stadt. Aber auch andere Veranstaltungen beleben über das Jahr hinweg die Straßen und Gassen. Besonders bekannt und beliebt sind die folgenden:

5.1 Römische Spiele

Ptuj verwandelt sich im August wieder zum römischen Poetovio. Gladiatoren, Legionäre, Senatoren, Vestalinnen und anderen Römer tummeln sich in der Stadt. Insgesamt stellen über 800 Teilnehmer das Leben und die Bräuche dieser Zeit nach.

Mehr Infos hier.

Mit Ernst und Eifer bei der Sache…
…die römischen Spiele in Ptuj, Foto: Jošt Gantar

5.2 Tage der Poesie und des Weines

Wein und Literatur prägen im August das größte internationale Poesiefestival in Ptuj.
Alle Veranstaltungen werden in slowenischer und englischer Sprache abgehalten. Es gibt Lesungen, Konzerte, runde Tische und ein üppiges Rahmenprogramm mit Musik, Theater und Fotografie.

Mehr Infos hier.

Poesie zupft man in Ptuj auch aus Weinflaschen
Foto: Mankica Kranjec
Eine Fülle von Veranstaltungen und Lesungen erwarten die Besucher, wie hier im Musikafe, Foto: Andrej Tarfila

5.3 Art Stays

Das Festival für zeitgenössische Kunst präsentiert seit 2003 die neuesten Werke slowenischer und ausländischer Künstler. Dazu zählen auch so bekannte Namen wie Ai Weiwei oder Yoko Ono.

Das Festival findet im Juli statt, die ausgestellten Stücke lassen sich aber bis September besichtigen. Art Stays bezieht die ganze Stadt mit ein. An diversen Ecken und Plätzen findet sich Kunst zum anschauen, anfassen, anhören.

Mehr Infos hier.

Verspielt und quer durch die Stadt gestreut: Art Stays Festival in Ptuj, Foto: Mankica Kranjec

5.4 Schlossspiele

Im Herbst heißt es „Zum Angriff!“ Auf dem Schloss von Ptuj treffen sich Ritter, Knappen, Gaukler, Händler und Musiker. Sie zaubern echtes Mittelalter Flair bis hinunter in die Straßen der Stadt. Die Darsteller und Musiker kommen aus Österreich, Deutschland, Kroatien, der Slowakei – und natürlich Slowenien.

Mehr Infos hier.

5.5 Musikfest Arsana

Im Sommer liegt Musik in der Luft. Jedes Jahr im Juli treffen Vertreter von Jazz-, Klassischer und Weltmusik in Ptuj aufeinander. Egal ob unter freiem Himmel, in Cafés oder Kellern: Überall klingt, singt und tanzt die Stadt.

Mehr Infos hier.

6. Essen in Ptuj

Würzig, süß und deftig – Die Tour zum Durchprobieren

Willst Du den vollen Geschmack der Region entdecken? Dann komm mit auf diese Tour. Dein privater Guide bringt Dich zu urigen Bauernhöfen und erstklassigen Winzern. Immer frisch auf dem Tisch: authentische Küche.

Im kleine Ptuj verstecken sich zwei kulinarische Flagschiffe, die bereits international Aufmerksamkeit erregten: Gostilna Grabar und Gostilna Ribič. Zwei Hauben bekamen sie jeweils vom Gault&Millau verliehen.

Gostilna Ribič

Das Gasthaus „Fischer“, versteht sich hervorragend auf die Zubereitung seines Namenspatrons. Auch die hauseigenen Süßspeisen sind eine Versuchung wert. Im Sommer kann man auf einer Außenterrasse sitzen, mit schönem Blick über die Drau.

Adresse Gostilna Ribič
Dravska ulica 9
2250 Ptuj
Slowenien
WWW: https://pan-restavracija.si/gostilna_ribic/

Gostilna Grabar

Saisonale Zutaten aus der Region, kombiniert mit traditionellen Rezepten und das alles frisch und modern zubereitet: Das ist die Handschrift des Gasthauses Grabar. Die Chefin Alenka steht mit viel Enthusiasmus in der Küche. Das sieht und schmeckt jeder Gast.

Adresse Gostilna Grabar
Rabelčja vas 15a
2250 Ptuj
Slowenien
WWW: https://www.gostilnagrabar.si/

Muzikafe

Das Muzikafe ist in Ptuj eine Institution. Die vierköpfige Inhaberfamilie unternahm eine Weltreise. Anschließend wurde beschlossen, die Welt nach Hause zu holen. Das Muzikafe
entstand: Ein vielfältiger bunter Treffpunkt für Kulturinteressierte oder einfach Leute, die guten Café, tollen Kuchen und umwerfende heiße Schokolade schätzen.

Über das Jahr verteilt finden hier regelmäßig Veranstaltungen und Konzerte statt. Ein wunderbarer Ort, der entspannt und belebt.

Adresse Muzikafe B&B
Jadranska ulica 5
2250 Ptuj
Slowenien
WWW: http://www.muzikafe.si/

Das Muzikafe von innen….
…und außen, Fotos: Muzikafe

Café Kipertz

Das älteste Café in Ptuj wurde bereits 1785 gegründet. Jožef Kipertz kaufte das Gebäude zusammen mit einer Lizenz zum Rösten. Bis heute wird hier selbst gerösteter Kaffee in die Tassen gegossen, zusammen mit Croissants, süßen Desserts und Pralinen. Das Café befindet sich in einem Hotel, ist aber für alle offen, die einen heißen Koffein-Kick brauchen.

Adresse Café Kipertz
Prešernova 6
2250 Ptuj
Slowenien
WWW: https://www.hotel-mitra.si/de/kafeehaus-kipertz/

Gediegen und gemütlich: Das Café Kipertz in Ptuj

7. Trinken in Ptuj

Der Wein gehört zu Ptuj wie die roten Ziegeldächer oder die Kurenti. Schon die Römer kannten und schätzten die umliegenden Gebiete für den Weinanbau.

Bis heute findet sich in Ptuj der älteste Weinkeller Sloweniens: Ptujska Klet. Diese unterirdische, weit verzweigte Schatzkammer gibt es schon seit 700 Jahren. Hier lagern die besten Tropfen aus den Weinbaugebieten Haloze und Slovenske gorice.

7.1 Pullus

Das Wein Label „Pullus“ betreibt heute den Keller. Es besitzt zwar keine eigenen Weingärten. Dafür werden die Kellermeister mit den besten Trauben der Region beliefert. Heraus kommen tolle Weine, die jeder mühelos im slowenischen Supermarkt (Mercator) erwerben kann. Unser Favorit: Die Weine der Linie G, die besonders für die Gastronomie abgefüllt werden (Traminer, Sauvignon und Süßwein).

Schummrig, verwinkelt und in der Luft liegt der Geruch nach altem Holz und Wein: Die Keller von Pullus, Foto: Arhiv Ptujska Klet
Die Goldene Rebe („Zlata Trta“) ist der älteste Tropfen im Weinkeller von Ptuj, Foto: Mancika Kranjec

Der Keller kann besichtigt werden. Besucher entdecken hier ein riesiges Holzfass mit einem Fassungsvermögen von mehr als 22.115 Litern und Sloweniens ältester Archivwein aus dem Jahre 1917 – die berühmte „Goldene Rebe“. (Welcher Wein sich in der Flasche verbirgt, weiß heute allerdings niemand mehr so genau.)

Adresse Ptujska Klet
Vinarski trg 1
2250 Ptuj
Slowenien
WWW: http://www.pullus.eu/first

7.2 Kobal

In und um Ptuj tummeln sich eine Reihe hervorragender Winzer. Einer davon: Kobal. Ein ausgezeichneter Sauvignon ist sein Markenzeichen. Aber er brilliert auch in einer ganzen Reihe anderer Weinsorten und Varianten.

Der Winzer bewirtschaftet Weinberge in Haloze, einer traumhaft schönen Hügellandschaft neben Ptuj. In der Stadt betreibt er seine Vinothek – stilecht im wohl ältesten erhaltenen Gebäude. Unbedingt probieren: den Pet Nat Schaumwein Bajta.

Adresse Kobal Vinothek
Prešernova ulica 4
2250 Ptuj
Slowenien
WWW: www.kobalwines.si

Tolle Weine genießen in schönem Ambiente: Das geht in der kleinen Vinothek von Kobal in Ptuj
Foto: Mankica Kranjec
Kobal Weine stammen aus der traumhaft schönen Haloze Region, Foto: Jošt Gantar

Hinweis

Wir geben uns größte Mühe für die Richtigkeit aller Informationen.
Dennoch gilt: Alle Angaben ohne Gewähr.


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